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XVI.
Die Götterkönigin macht ihrer Eifersucht über Latonen Luft.

Juno und Latona.

Juno spöttisch. Das muß man gestehen, Latona1), daß du Jupitern ein paar schöne Kinder gebohren hast!

Latona in gleichem Tone. Wir können nicht alle so schöne Kinder in die Welt setzen wie dein Vulkan ist.

Juno. Der ist doch am Ende, so lahm er auch ist, noch zu etwas nütze; denn er ist ein großer Künstler, und die schönsten Möbeln im Himmel sind von seiner Arbeit; auch hat er, mit aller seiner Häßlichkeit eine schöne Frau bekommen und wird von ihr werth gehalten. Aber was kann man von deinen Kindern sagen? Die eine will es mit aller Gewalt den Männern gleich thun, und schwärmt wie eine Wilde in Bergen und Wäldern herum; und, seitdem sie neulich zu den Scythen nach Taurien gezogen ist, und sich die Reisenden, die dort ankommen, opfern läßt, wissen alle Leute, was ihr Leibessen ist; da sie unter Menschenfressern lebt, kann man sich leicht vorstellen, daß sie auch ihre Sitten angenommen hat. Dein Apollo aber giebt sich die Miene, als ob er alles wisse und könne, macht den Bogenschützen, den Zitherspieler, den Poeten, und den Arzt, und hat zu Delphi und zu Klaros und zu Didymi2) Wahrsagerbuden aufgeschlagen, wo er die Leute, die ihn fragen, mit schiefen und zweydeutigen Antworten, die man immer auf beyde Seiten drehen kann, um ihr Geld bringt. Weil der Narren, die sich von Marktschreyern betrügen lassen, viele sind, so wird er zwar reich dabey: aber verständige Leute wissen was sie von seinen Wunderkünsten zu halten haben, und daß der große Prophet nicht einmal vorhersah, daß er seinen Liebling mit einem Diskus tödten, und daß Daphne, trotz seiner Schönheit und seiner langen goldenen Locken, vor ihm davon laufen würde. Ich sehe also nicht warum du dir einbilden kannst, schönere Kinder zu haben als Niobe3).

Latona. O, ich weiß recht gut, wie diese Menschenfresserin und dieser Lügenprophet dir in den Augen Wehe thun, wenn du sie unter den Göttern sehen mußt, und wie es dich ärgert, jene wegen ihrer Schönheit, und diesen, wenn er bey Tafel auf der Zither spielt, von Allen bewundert zu sehen.

Juno mit affectirtem Lachen. Ich muß über deinen Geschmack lachen. Apollo bewundernswürdig? Er, dem Marsyas4), wenn die Musen hätten recht richten wollen, die Haut würde abgezogen haben, da er ohne Vergleichung ein besserer Musicus ist: so aber mußte der arme übervortheilte Tropf das Opfer eines partheyischen Urtheils werden. Und wie es um die Schönheit deiner schönen Jungfer Tochter steht, kann man daraus sehen, daß sie den armen Aktäon, wie sie gewahr wurde, daß er sie im Bade gesehen hatte, von seinen eigenen Hunden zerreissen ließ, aus Furcht, er möchte ihre Häßlichkeit unter die Leute bringen. Nichts davon zu sagen, daß sie den Gebährenden schwerlich Hebammendienste thun würde5), wenn sie selbst noch Jungfer wäre.

Latona. Du bildest dir gar zu viel darauf ein, daß du Jupiters Gemahlin und Mitregentin bist, und nimmst dir deswegen etwas mehr Freyheiten gegen andere heraus als sich gebührt. Ich hoffe aber es soll nicht lange anstehen, bis ich dich wieder weinen sehe, wenn er dich sitzen lassen und auf die Erde hinabsteigen wird um Stier oder Schwan zu werden.


  1. Latona, war eine Tochter des Titan Cöus, und also eine Cousine Jupiters, welchem sie den Apollo und die Diana als Zwillinge gebahr. Zurück
     
  2. Die berühmtesten Orakel des Apollo waren ehemals zu Delphi in der Landschaft Phocis - zu Claros, einem zu der Stadt Kolophon in Ionien gehörigen Orte, und zu Didymi, unweit Miletus in Ionien, die, (nach der Tradition) einen Sohn dieses Gottes zum Erbauer hatte. Zurück
     
  3. Niobe, eine Tochter des Tantalus und Enkelin Jupiters, war so stolz auf die vierzehn Kinder, die sie dem Könige Amphion von Theben gebohren hatte, daß sie sich der Latona auf eine übermüthige Art vorzog. Die Rache der letztern ist durch die berühmte Gruppe Niobe und ihre Kinder, bekannt, welche dermalen eine der größten Zierden des Großherzoglichen Museums zu Florenz ist. Zurück
     
  4. Ein Satyr, der den Apollo zu einem Wettstreit herausgefordert hatte, wobey die Musen Richter waren und, wie natürlich, den Ausspruch für ihren Präsidenten thaten. Zurück
     
  5. als Ilithyia. Bey den Römern war Juno, als Lucina, die Patronin der Gebährenden. Zurück

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Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

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