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XVIII.
Juno macht ihrem Gemahl wegen seines Bastarts Bacchus eifersüchtige Vorwürfe.

Juno und Jupiter.

Juno. Ich würde mich schämen, Jupiter, wenn ich einen solchen Sohn hätte, wie dein Bacchus ist, der so wollüstig, und der Trunkenheit so ergeben ist, daß er gar nicht nüchtern wird, und sich kein Bedenken macht in einem weibermäßigen Kopfschmuck1) unter den rasenden Dirnen, mit denen er lebt, zu Trommeln, Pfeiffen, und Klapperbecken zu tanzen und herumzuschwärmen! Wenn er dein Sohn ist, so muß ich gestehen, daß er einem jeden andern ähnlicher ist als seinem Vater.

Jupiter. Gleichwohl hat dieser Weichling, den du nicht weibisch genug beschreiben kannst, Lydien erobert, die Anwohner des Tmolus bezwungen und die Thrazier in seine Gewalt gebracht; ja er ist mit diesem nehmlichen Weiberheer bis in Indien eingedrungen, hat sich ihrer Elefanten bemächtigt, ihr Land eingenommen, und ihren König der ihm zu widerstehen sich erkühnte, gefangen davon geführt; und das alles singend und tanzend, mit keinen andern Waffen als mit epheubekränzten Thyrsusstäben in der Hand, trunken, wie du sagst und schwärmend. Und wer sich unterstand ihn zu schmähen oder seiner Mysterien zu spotten, den ließ er entweder mit Weinranken fesseln, oder machte, daß der Frefler von seiner eigenen Mutter für ein Hirschkalb angesehen2) und in Stücken zerrissen wurde. Das wären doch männliche Thaten, dächte ich, deren sein Vater sich nicht zu schämen hätte! Daß auch ein wenig Muthwillen und Leichfertigkeit dabey mit unter läuft, muß ihm nicht so übel ausgelegt werden; zumal wenn man bedenkt was er nüchtern seyn müßte, da er betrunken schon so große Dinge thut.

Juno. Du scheinst mir in der Laune zu seyn, so gar die schöne Erfindung, auf die er sich so viel einbildet, den Weinstock und den Wein, gut zu heißen, ungeachtet du siehest was die Folgen davon sind, und zu was für wilden Ausschweifungen die Betrunknen in ihrem Taumel, der oft zu einer völligen Wuth wird, hingerissen werden, wie Ikarius, der erste, den er mit der Weinrebe beschenkte, zum Beyspiel dienen kann, der von seinen berauschten Zechbrüdern mit Hacken zu Tode geschlagen wurde3).

Jupiter. Das will gar nichts sagen, daran hat weder der Wein noch Bacchus Schuld, sondern bloß, daß die Leute mehr trinken als ihnen wohl thut und als sie ertragen können. Wer im Trinken Maß zu halten weiß, wird nur fröhlicher und ein desto angenehmerer Gesellschafter, und seine Mittrinker können sehr sicher seyn, daß sie das Schicksal des Ikarius nicht von ihm zu befürchten haben4). Ich sehe wohl, liebe Juno, daß die Eifersucht hier wieder im Spiel ist, und daß dir die Semele im Kopfe stecken muß, da du dem Bacchus sogar was das Beste an ihm ist zum Verbrechen machst.


  1. mitra, eine mehr morgenländische als Griechische Art von Frauen Kopfschmuck, die von den Lydiern zu den Griechen und von diesen zu den Römern übergieng, wiewohl sie zu Juvenals Zeiten bloß ein Unterscheidungszeichen ausländischer Buhldirnen gewesen zu seyn scheint. Ite, quibus grata est picta lupa barbara mitra. Satyra III. 66. - Il y a de quoi admirer le caprice du gout et la bizarrerie de la mode, qui fait servir les mêmes choses à nos ceremonies les plus augustes et à l'appareil de la Galanterie, et met sur la tête des plus respectables ministres du Seigneur les mêmes ornemens, â peu près, dont se paroient les Courtisanes, sagt der Abt Nadal, in seiner Abhandlung vom Luxus der römischen Damen. Zurück
     
  2. Dieß war das Schicksal des Thebanischen Königs Pentheus, da er sich der Einführung der Orgien des Bacchus widersetzte, und diesen damals noch ganz neugestempelten Gott nicht für voll gelten lassen wollte. S. die Bacchantinnen des Euripides, und die 7. 8. 9. u. 10te Fabel des IIIt. Buches der Ovidischen Verwandlungen. Zurück
     
  3. So erzählt auch Apollodorus dieses Histörchen L. III. pag. 227. in Galei Script. Hist. Poet. edit. Paris de 1675. Zurück
     
  4. Der Abt Massieu übersetzt dieß: Citerés vous un seul compagnon d' Icarius, à qui le même malheur soit arrivé? Ich weiß nicht wie er diesen Sinn in den Griechischen Worten finden konnte; aber es begegnet ihm öfters, den Lukian auf ähnliche Art zu verfehlen. Ich erinnere dieß hier bloß, um zu versichern, daß es meine Schuld nicht ist, wenn wir nicht immer zusammentreffen. Zurück

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Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

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