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VIII.
Ampelis, Chrysis.

Ampelis. Wie? den Mann, der weder eifersüchtig ist, noch böse über dich wird, der dir nie keine Ohrfeige gegeben, oder die Haare glatt vom Kopfe weggeschoren, oder die Kleider vom Leibe gerissen hat, den wolltest du für einen Liebhaber gelten lassen?

Chrysis. Das werden doch hoffentlich nicht die einzigen Kennzeichen eines Liebhabers seyn sollen?

Ampelis. Wenigsten die eines warmen Liebhabers. Alles andre, Küsse, Thränen, Schwüre ewiger Treue, häufiges Wiederkommen, und dergleichen, das findet sich bey jeder noch neuen Liebe: aber das wahre Feuer zündet allein die Eifersucht an. Wenn dich also Gorgias, wie du sagst, tüchtig abgerbt und so eifersüchtig wie ein Drache ist, so laß dichs freuen, und wünsche daß er's dir nie anders mache!

Chrysis. Wie? was? daß er mich immer prügeln soll?

Ampelis. Das nun eben nicht; aber daß er nicht leiden könne, wenn du einen andern als ihn ansiehst. Wenn er dich nicht liebte, würde er wohl so wüthig darüber werden, dich in den Armen eines andern Liebhabers zu wissen?

Chrysis. Ich habe aber keinen andern. Er hingegen hat sich ohne allen Grund in den Kopf gesetzt, daß ein gewisser reicher Herr mir die Cour mache, bloß weil ich zufälliger Weise seinen Nahmen nannte.

Ampelis. Auch das ist ein guter Umstand, wenn er glaubt, daß dir reiche Leute die Cour machen. Das wird ihn desto ärger wurmen, und er wird sich einen Ehrenpunkt daraus machen, von seinen Nebenbulern nicht an Freygebigkeit übertroffen zu werden.

Chrysis. Er ist der rechte dazu! Er zankt und tobt und prügelt, aber geben ist seine Sache nicht.

Ampelis. Das wird noch kommen! Die eifersüchtigen sind immer am leichtesten zu plündern.

Chrysis. Aber ich begreife gar nicht, liebe Ampelis, wie du so darauf versessen bist daß ich Schläge bekommen soll.

Ampelis. Das bin ich nicht. Ich meyne nur, daß du mit etwas mehr Kunst deinen Eifersüchtigen zum verliebtesten Menschen von der Welt machen könntest. Ich spreche als eine Person, die unsre Profession schon zwanzig Jahre treibt; du bist kaum achtzehn auf der Welt. Du hast deinen Liebhaber durch deine allzugroße Anhänglichkeit und die Furcht vor seiner Eifersucht verwöhnt. Du solltest ihm vielmehr Ursache dazu geben, und ihm die Möglichkeit zeigen daß er dich verlieren könnte. Denn so lang er so gewiß ist daß er dich allein hat, so ermattet die Begierde, und du wirst seine Sclavin da du seine Gebieterin seyn könntest. Wenn du willst so will ich dir erzählen, was mir vor nicht gar vielen Jahren begegnet ist. Demophantus, der Wechsler, der hinter der Pöcile wohnt, war damals mein Liebhaber. Er hatte mir nie mehr als fünf Drachmen auf einmal gegeben, und maßte sich doch an den Herren über mich zu spielen. Der Pfeil der Liebe war nicht tief in das Herz des Geldmäklers eingedrungen; es war nicht viel mehr als ein Nadelritz; er seufzte und weinte nicht, kam nicht in später Nacht bey Wind und Wetter vor meine Thür; kurz, das Ganze war daß er zuweilen bey mir schlief, und auch das selten genug. Nun kam er einsmals angezogen, da eben der Mahler Kallides bey mir war, der sich meine Thür mit zehn Drachmen geöfnet hatte. Er wurde abgewiesen, schimpfte gewaltig, mußte sich aber doch endlich seiner Wege trollen. Er mochte sich eingebildet haben, daß ich nach ihm schicken würde: aber wie er sich immer darin betrogen fand, kam er nach vielen Tagen wieder. Kallides war ihm abermals zuvorgekommen. Nun wurde mein Demophantus auf einmal warm, und fieng bald so lichterloh zu brennen an, daß er so lange lauerte, bis er die Thür einmal offen fand; und nun stürzte der Mensch herein, und heulte und tobte, drohte sich vor meinen Augen zu erstechen, schlug auf mich zu, riß mir die Kleider vom Leibe, kurz, führte sich auf wie ein toller Mensch und das Ende von der Komödie war, daß er mir baare tausend Thaler hinzählte, um mich acht Monate allein zu haben. Seine Frau sagte allen Leuten, ich hätte ihn durch einen Liebestrank wahnsinnig gemacht: aber der Liebestrank war weiter nichts als die Eifersucht. Das ist also das Zaubermittel, liebe Chrysis, das ich dir empfohlen haben will, dem Gorgias einzugeben. Es verlohnt sich schon der Mühe; denn der junge Mensch wird ein großes Vermögen bekommen, wenn seinem Vater was menschliches begegnen sollte.


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Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

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