Der Grund
dafür, daß sich eine Schule "humanistisch" nennt,
liegt in der Bedeutung des Wortes Humanismus, die von Gabriele Weis
auf ihrer Homepage sehr unkompliziert dargestellt wurde:
Eine Bemühung
um das Menschsein via Sprache (Grammatik, Rhetorik, Dialektik)
Weg: Das
Zusammenspiel von Wort und Sache soll begriffen werden
-
Ziel
1: die Erkenntnis der geschichtlichen und politischen Lebensbedingungen
-
Ziel
2: die freie Entfaltung der schöpferischen Kräfte des
Menschen als ´uomo universale´
-
Ziel
3: die Fundierung einer moralischen Haltung des Individuums
Sie
zeige sich in den Tugenden des Maßes, der Gerechtigkeit,
des ästhetischen Empfindens und der Harmonie mit der Natur.
Und wenn du
das etwas genauer lesen willst dann schreibt Prof.
Dr. Peter Zahn von der HU Berlin dazu folgendes: |
1.5.1.2 Humanismus
Während sich "Renaissance"
auf die Gesamtkultur des Zeitraumes bezieht, betont der seit etwa 1810
gebrauchte Begriff "Humanismus" die geistig-wissenschaftliche Seite dieser
Epoche wie die literarische Bildung, den literarisch-philologischen Aspekt
der Sprachpflege und die moralisch-sittlichen Grundlagen.
"Humanismus" ist
dabei zugleich Bildungsbegriff, Bildungsideal und Bildungsweg: der Bildungsbegriff
vollzieht sich in der Begegnung des Menschen mit den großen Kunstwerken
der Antike, vor allem den sprachlichen Kunstwerken. Für die Unmittelbarkeit
der Begegnung ist die Kenntnis der antiken Sprachen Voraussetzung. Der
Begriff bezieht sich auch auf die "Humanisten" des 14. - 16. Jahrhunderts,
Gelehrte und Studenten der humanistischen Lehrfächer, der "Studia humanitatis".
1.5.1.3 Kennzeichen
von Humanismus und Renaissance
Individualismus. Diesseitigkeit
Es ist allgemein
das Bemühen um 'Humanität', eine der Menschenwürde und freien Persönlichkeitsentfaltung
entsprechende Gestaltung des Lebens und der Gesellschaft durch Bildung
und Erziehung und die dafür notwendigen Lebens- und Umweltbedingungen
selbst.
Neues Wissens-,
(Wissenschafts-) u. Bildungsideal:
Wiedergewinnung,
Verbreitung und Auswertung antiker Quellen. Das neue humanistische Wissenschaftsideal
heißt 'zurück zu den Quellen' (im Ggs. zur Scholastik des Mittelalters).
Studium der griech. und lat. bzw. röm. Originalquellen der Antike (Cicero)
als wissenschaftliche Methode. Begeisterung für Form und Inhalt lateinischer
und griechischer Texte, die man anhand der wiederentdeckten Schriften
erschließt. Das 'Reinigen' und Erklären dieser Texte entwickelt sich
zu strenger Philologie. Der philologische Eifer macht selbst nicht vor
der Textkritik an der Bibel halt.
Humanistenschrift.
'Littera antiqua'
als historischer Irrtum der Humanisten, die in der späten karolingischen
Minuskel des 10./11. Jhs. zuerst die Schrift der Antike zu sehen glaubten.
Ausbreitung der Schrift und Übernahme in die > Druckschrift: Antiqua.
Humanistische Buchdrucker. In Venedig Nikolaus Jenson, Aldus Manutius
(Antiquakursive, Aldinen). In Basel Johann Amerbach und Johann Froben.
In Paris Henri Estienne (Henricus Stephanus)
Renaissance-Buchkunst.
Renaissance-Einband (Enfluß aus dem Orient in Material u. Technik)
1.5.2 Vertreter
des Humanismus
Planmässige Suche nach
Klassiker-Hss. Rekonstruktion und Studium antiker Texte im Original (griech.
Kodizes oder lateinische Übersetzungen aus dem arabischen). Schon Boccaccio
fand die "Annalen" des Tacitus um 1370 in Montecassino.
> Berühmtester
Handschriftenjäger (u.a. auch in dt. Klöstern) Gian Francesco Poggio Bracciolini
(1380-1459), Poet, Literat und Gelehrter, zuerst Skriptor, dann Sekretär
der Kurie unter acht Päpsten; schließlich Kanzler in Florenz; Entdecker
von Handschriften zuerst in Montecassino, dann in der Schweiz, in Frankreich
und Deutschland. Seit seiter Jugend Kopist, um sich die Notariatsstudien
in Florenz zu verdienen. Geschätzt von Coluccio Salutati und in dessen
Kreis aufgenommen, wo er Niccolò Niccoli kennenlernte, unter dessen
Leitung Poggio zahlreiche Arbeiten ausführte (darunter die Handschrift
BML S.Marco 635). Mit ihm zusammen ist er der Begründer der neuen humanistischen
Schrift, der "Littera antiquae formae". Teilnahme am Konzil von Konstanz
(1414-18). Von dort Bibliotheksreisen nach Cluny (Reden Ciceros), St.
Gallen, Reichenau, Weingarten. (Argonautica des Valerius Flaccus, ein
vollst. Quintilian u.a., "aus dem Gefängnis der Barbaren" befreit.).
[Berühmt sein Brief v. 15.12.1416 an Guarino Guarini
von Verona (1374-1460), in dem er über die St. Galler Abenteuer
berichtet und den erbärmlichen Zustand der Hss. beklagt.
Coluccio Salutati
(1331-1406), aus Stignano (Pistoia), Humanist, Schüler Petrarcas,
entdeckte die Briefe Ciceros Ad Familiares. Bemerkenswert: seine
Epistolae. (Enciclopedia Garzanti, 1962).
Leonardo Bruni
Aretino (1370/74-1444),
aus Arezzo, Humanist und Politiker, Autor der 12 Bücher Historiarum
Florentini Populi.
Guarino
Guarini da Verona (1374-1460), Prinzenerzieher im Hause Este (Lionello
d'Este), Hochschullehrer.
Basileios (Johannes?)
Bessarion(1403-1472),
Kardinal und Titularpatriarch von Konstantinopel, seit 1439 Kardinal.
Auf dem Baseler Konzil als Vertreter der Unionspartei der griech. Bischöfe.
Haupt der griech. Humanisten in Italien, Gründer einer der Lehre Platos
gewidmeten Akademie. Von zentraler Bedeutung für die Textüberlieferung
der griech. Autoren. Beschäftigte zeitweise vor dem Fall Konstantinopels
7 Kopisten, um Texte zu retten. In Beziehung zum deutschen und italienischen
Buchdruck und wiss. Editionsunternehmen. Vermacht 1468 seine bedeutende
Büchersammlung (482 griechische und 264 lateinische Kodizes) der Republik
Venedig (Grundstock der Marciana, siehe unten 4.3.3.4).
Enea Silvio Piccolomini (1404-64), Sekretär des Bischofs v. Sorrent am Konzil
von Basel (1431-49), päpstl. Beauftragter für die Kirchenreformen in
Deutschland. Sieht 1454 auf dem Reichstag in Frankfurt Probebogen der
42-zeiligen Bibel eines 'vir mirabilis' (Gutenberg). Papst Pius II.
(ab 1458).
Auch mit seiner
Hilfe Rettung griechischer Kodizes aus Byzanz vor und nach 1453. Der
Ruhm gebührt (ausser in besonderem Maße Bessarion):
> Giovanni Aurispa
(1369-1459), kauft 1405-1413 und 1421-1423 in großer Zahl Handschriften
in Griechenland auf und schafft sie nach Italien.
> Georgios Gemisthos
Plethon (1355-1440) bringt Platons Philosophie ins Abendland (bis dahin
nur Aristoteles bekannt). Lehrer von Bessarion.
> Konstantinos
Laskaris (1434-1501). Lehrt Griechisch in Mailand, Neapel und Messina
(Lehrstuhl durch Bessarion vermittelt) und überläßt der Stadt 76 Bände.
Seine Grammatik war das erste in Italien gedruckte griechische Buch.
> Expeditionen
von Venedig aus im Auftrag von Lorenzo de' Medici und Franz I. von Frankreich:
Andreas Janos Laskaris
(ca. 1445-1535)
Handschriftenhandel:
Zentren in Venedig und Florenz.
> Vespasiano
da Bisticci (1421-1498), Buchhändler in Florenz
> Giovanni Aurispa
(1369-1459) s.o.
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