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William Shakespeare - 154 Sonetten

Sonett LXXVI

Warum mein Vers der Neuheit Glanz entbehrt,
Stets arm sich zeigt an flücht’gen Wechselbildern?
Warum mein Blick der Zeit nicht zugekehrt,
Daß Fremdes ich in neuer Art könnt’ schildern?
Warum wohl schreib’ ich stets dasselbe Eine,
Bekleide mein Gedicht mit alt Gewand,
Daß jedes Wort sich zeiget als das meine,
Sein Ursprung gleich von Jedem wird erkannt? –
So wisse, holder Freund! daß dich allein
Und deine Liebe stets mein Vers soll singen;
Drum kleid’ ich neu die alten Worte ein,
Die alte Gab’ auf’s Neue dir zu bringen.
Wie täglich jung die alte Sonn’ erwacht,
Ist meiner Lieb’ in alter Mähr gedacht.

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