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William Shakespeare - 154 Sonetten

Sonett XIX

Des Löwen Klauen stumpfe, grimme Zeit,
Die Erde laß verschlingen ihre Brut,
Entwaffne du des Tigers Grausamkeit,
Erstick’ den Phönix in des Feuers Gluth.
Mag deiner Flucht entsprießen Freud’ und Leid;
Die Welt mit Allem, was sie Schönes hat,
Verfallen sei sie dir, schnellfüß’ge Zeit,
Nur scheue dich vor einer Frevelthat.
Beug’ nimmer des Geliebten schönes Haupt,
Noch ziehe je des Alters Furchen drauf;
Zu trotzen deiner Macht sei ihm erlaubt,
Des Schönen Vorbild in der Zeiten Lauf.
Doch thu’ dein Schlimmstes, Zeit, trotz deinem Dräu’n
Wird ewig jung im Lied mein Liebster sein.

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