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Gustav Schwab - Die schönsten Sagen des klassischen Altertums

DIE GRIECHEN IN MYSIEN. TELEPHOS

Die griechische Flotte kam jetzt glücklich an die Küste von Kleinasien. Da aber die Helden der Gegend nicht recht kundig waren, ließen sie sich von dem günstigen Winde zuerst ferne von Troja an die mysische Küste treiben und legten sich mit allen ihren Schiffen vor Anker. Längs des Gestades fanden sie zur Bewachung des Ufers allenthalben Bewaffnete aufgestellt, die ihnen im Namen des Landesherrn verboten, dies Gebiet zu betreten, bevor dem Könige gemeldet wäre, wer sie seien. Der König von Mysien war aber selbst ein Grieche, Telephos, der Sohn des Herakles und der Auge, der nach wunderbaren Schicksalen seine Mutter bei dem Könige Teuthras in Mysien antraf, dessen Königes Tochter Argiope zur Gemahlin erhielt und nach des Tode König der Mysier geworden war. Die Griechen, ohne zu fragen, wer der Herr des Landes wäre, und ohne den Wächtern eine Antwort zu erteilen, griffen zu den Waffen, stiegen ans Land und hieben die Küstenwächter nieder. Wenige entrannen und meldeten dem Könige Telephos, wieviel tausend unbekannte Feinde in sein Land gefallen wären, die Wachen niedergemetzelt hätten und sich jetzt im Besitze des Ufers befänden. Der König sammelte in aller Eile einen Heerhaufen und ging den Fremdlingen entgegen. Er selbst war ein herrlicher Held und seines Vaters Herakles würdig, hatte auch seine Kriegsscharen zu griechischer Heereszucht gebildet. Die Danaer fanden deswegen einen Widerstand, wie sie ihn nicht erwartet hatten; denn es entspann sich ein blutiges und lange unentschiedenes Treffen, in welchem sich Held mit Helden maß. Unter den Griechen tat sich in der Schlacht besonders Thersander hervor, der Enkel des berühmten Königes Ödipus und Sohn des Polyneikes, der vertraute Waffengenosse des Fürsten Diomedes, der schon als Epigone sich berühmt gemacht hatte. Dieser raste in dem Heere des Telephos mit Mord und erschlug endlich den geliebtesten Freund und ersten Krieger des Königes an seiner Seite. Darüber entbrannte der König in Wut, und es entspann sich ein grimmiger Zweikampf zwischen dem Enkel des Ödipus und dem Sohne des Herakles. Der Heraklide siegte, und Thersander sank, von einem Lanzenstiche durchbohrt, in den Staub. Laut seufzte sein Freund Diomedes auf, als er dies aus der Ferne sah, und ehe der König Telephos sich auf den Leichnam werfen und ihm die Rüstung abziehen konnte, war er herzugesprungen, hatte sich den Leichnam des Freundes über die Schultern gelegt und eilte mit Riesenschritten, ihn aus dem Kampfgewühle zu tragen. Als der Held mit seiner Last fliehend an Ajax und Achill vorüberkam, durchfuhr auch diese Helden ein schmerzlicher Zorn, sie sammelten ihre wankenden Scharen, teilten sie in zwei Haufen und gaben durch eine geschickte Schwenkung dem Treffen eine andere Gestalt. Die Griechen waren jetzt bald wieder im Vorteil; Teuthrantios, der Halbbruder des Telephos, fiel, von einem Geschosse des Ajax getroffen; Telephos selbst, in der Verfolgung des Odysseus begriffen, wollte dem sinkenden Bruder zu Hilfe kommen, strauchelte aber über einen Weinstock: denn durch die Geschicklichkeit der Griechen waren die kämpfenden Scharen der Feinde in eine Weinpflanzung gelockt worden, in der die Stellung der Danaer die günstigere war. Diesen Augenblick ersah sich Achill, und während Telephos vom Falle sich erhob, durchbohrte ihm der Wurfspieß des Peliden die linke Weiche. Er richtete sich dennoch auf, zog das Geschoß aus der Seite, und durch den Zusammenlauf der Seinigen beschirmt, entging er weiterer Gefahr. Noch lange hätte das Treffen mit abwechselndem Glücke fortgedauert, wenn nicht die Nacht eingebrochen wäre und beide Teile, der Ruhe bedürftig, sich von dem Kampfplatze zurückgezogen hätten. Und so begaben sich die Mysier nach ihrer Königsstadt, die Griechen nach ihrem Ankerplatze zurück, nachdem von beiden Seiten viele tapfere Männer gefallen, viele verwundet waren. Am folgenden Tage schickten beide Teile Gesandte wegen eines Waffenstillstandes, damit die Leiber der Gefallenen zusammengesucht und begraben werden könnten. Jetzt erst erfuhren die Griechen zu ihrem Staunen, daß der König, der sein Gebiet so heldenmütig verteidigt habe, ihr Volksgenosse und der Sohn ihres größten Halbgottes sei, und Telephos ward mit Schmerzen inne, daß ihm Bürgerblut an den Händen klebe. Nun fand es sich auch, daß im griechischen Heere drei Fürsten waren, Tlepolemos, ein Sohn des Herakles, Pheidipp und Antiphos, Söhne des Königes Thessalos und Enkel des Herakles, alle drei also Verwandte des Königes Telephos. Diese nun erboten sich, im Geleite der mysischen Gesandten vor ihren Bruder und Vetter Telephos zu gehen und ihm näher zu berichten, wer die Griechen seien, die an seiner Küste gelandet, und in welcher Absicht sie nach Asien kämen. Der König Telephos nahm seine Verwandten liebreich auf und konnte sich nicht genug von ihnen erzählen lassen. Da erfuhr er, wie Paris mit seinem Frevel ganz Griechenland beleidigt hatte und Menelaos mit seinem Bruder Agamemnon und allen verbündeten Griechenfürsten aufgebrochen sei. "Darum", sprach Tlepolemos, der als ein leiblicher Halbbruder des Königes für die übrigen das Wort führte, "lieber Bruder und Landsmann, entzeuch dich deinem Volke nicht, für das ja auch unser lieber Vater Herakles an allen Orten und Enden der Welt gestritten, von dessen Vaterlandsliebe ganz Griechenland unzählige Denkmale aufzuweisen hat; heile die Wunden wieder, die du, ein Grieche, Griechen geschlagen hast, indem du deine Scharen mit den unsrigen vereinigst und als unser Verbündeter gegen das meineidige Trojanervolk ziehest."

Telephos richtete sich von seinem Lager, auf welchem er, durch die Wunde des Achill darniedergestreckt, die griechischen Helden empfangen hatte, mit Mühe auf und erwiderte freundlich: "Eure Vorwürfe sind nicht gerecht, liebe Volksgenossen; durch eure eigene Schuld seid ihr aus Freunden und Blutsverwandten meine erbitterten Feinde geworden. Haben doch die Küstenwächter, meinem strengen Befehle gehorsam, euch wie alle Landenden geziemend nach Namen und Abkunft gefragt und nicht nach roher Barbarenweise, sondern nach dem Völkerrechte der Griechen mit euch gehandelt. Ihr aber seid in der Meinung, daß gegen Barbaren alles erlaubt sei, ans Land gesprungen ohne ihnen die verlangte Weisung zu geben, und habt meine Untertanen, ohne sie anzuhören, niedergemacht. Auch mir habt ihr" - hier zeigte er auf seine Seite - "ein Andenken hinterlassen, das mich, wohl fühle ich es, mein Leben lang an unser gestriges Zusammentreffen erinnern wird. Doch grolle ich euch darüber nicht und kann die Freude, Blutsverwandte und Griechen in meinem Reiche aufgenommen zu haben, nicht zu teuer erkaufen. Höret nun, was in Beziehung auf eure Anforderung mein Bescheid ist: Gegen Priamos zu Felde zu ziehen mutet mir nicht zu. Mein zweites Gemahl, Astyoche, ist seine Tochter; dazu ist er selbst ein frommer Greis, und seine übrigen Söhne sind edelmütig, er und sie haben keinen Anteil an dem Verbrechen des leichtsinnigen Paris. Sehet dort meinen Knaben Eurypylos; wie sollte ich ihm das Herzeleid antun und das Reich seines Großvaters zerstören helfen! Wie ich aber dem Priamos nichts zuleide tun will, so werde ich auch euch, meine Landsleute, auf keinerlei Weise schädigen. Nehmet Gastgeschenke von mir und fasset Mundvorrat, soviel euch nötig ist. Dann gehet hin und fechtet in der Götter Namen euren Handel aus, den ich nicht schlichten kann."

Mit dieser gütigen Antwort kamen die drei Fürsten vergnügt in das Lager der Argiver zurück und meldeten dem Agamemnon und den andern Fürsten, wie sie Freundschaft im Namen der Griechen mit Telephos geschlossen. Der Kriegsrat der Helden beschloß, den Ajax und Achill sofort an den König zu senden, daß sie das Bündnis mit ihm bestätigten und ihn wegen seiner Wunde trösteten. Diese fanden den Herakliden schwer an der Verletzung darniederliegen, und Achill warf sich weinend über sein Lager und bejammerte es, daß sein Speer unwissentlich einen Landsmann und edlen Sohn des Herakles getroffen. Der König aber vergaß seine Schmerzen und bedauerte nur, von der Ankunft so herrlicher Gäste nicht unterrichtet gewesen zu sein, um ihnen einen königlichen Empfang zu bereiten. Hierauf lud er die Atriden feierlich in seine Hofburg ein, bewirtete sie mit festlicher Pracht und erfreute sie mit köstlichen Geschenken. Diese brachten auf die Bitte Achills die beiden weltberühmten Ärzte Podaleirios und Machaon mit, die Wunde des Königes zu untersuchen und zu heilen. Das letztere gelang ihnen zwar nicht, denn der Speer des Göttersohnes hatte seine eigene Kraft, und die Wunden, die er schlug, widerstanden der Heilung; doch befreiten die Linderungsmittel, die sie auflegten, den König für den Augenblick von den unerträglichsten Schmerzen. Und nun erteilte er von seinem Krankenlager aus den Griechen allerlei heilsame Ratschläge, versah die Flotte mit Lebensmitteln und ließ sie nicht eher abziehen, als bis der Winter, der im Anzuge war, da sie landeten mit seinen härtesten Stürmen vorüber war. Darauf belehrte er sie über die Lage der Stadt Troja und über den Weg, den sie dahin zu machen hätten, und bezeichnete ihnen als einzigen Landungsplatz die Mündung des Flusses Skamander.

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