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Gustav Schwab - Die schönsten Sagen des klassischen Altertums

KREONS BESCHLUß

Hierauf wurde an die Bestattung der Toten gedacht. Die Königswürde von Theben war nach dem Tode der beiden gefallenen Brüder an ihren Oheim Kreon gekommen, und dieser hatte nun über das Begräbnis seiner beiden Neffen zu verfügen. Sofort ließ er den Eteokles, als für die Verteidigung der Stadt gefallen, mit königlichen Ehren und aller sonstigen Gebühr feierlich zu Erde bestatten; alle Bewohner der Stadt folgten dem Leichenzuge, während Polyneikes unbegraben und in Unehren dalag. Dann ließ Kreon unter Heroldsruf durch die ganze Stadt verkündigen, den Feind des Vaterlandes, der gekommen sei, die Stadt mit Feuerglut zu zerstören, sich am Blute der Seinigen zu sättigen, die Landesgötter selbst zu vertreiben und, was übrigbliebe, in Knechtschaft zu stürzen - den weder zu beklagen, noch ihm ein Grab angedeihen zu lassen, vielmehr den Leichnam des Verfluchten unbegraben den Vögeln und Hunden zum Fraße zu übergeben. Zugleich gebot er den Bürgern, selbst Aufsicht darüber zu führen, daß diese königliche Willensmeinung vollzogen würde, und stellte noch besondere Späher zu dem Leichname, welche dafür zu sorgen hatten, daß niemand käme, denselben zu stehlen oder zu begraben. Der Lohn dessen, der dies doch täte, sollte unerbittlich der Tod sein; in offener Stadt sollte er gesteinigt werden.

Diese grausame Verkündigung hatte auch Antigone, die fromme Schwester, mitangehört und war ihres Versprechens, das sie dem Sterbenden gegeben, wohl eingedenk. Sie wandte sich mit beschwertem Herzen an ihre jüngere Schwester Ismene und wollte diese bereden, mit ihr gemeinschaftlich das Wagestück zu unternehmen, mit Hand anzulegen und den Leib des Bruders seinen Feinden zu entreißen. Aber Ismene war ein schwaches Mädchen und solchem Heldenmute nicht gewachsen. "Hast du denn, Schwester", sagte sie weinend, "den grauenhaften Untergang unseres Vaters und unsrer Mutter schon so ganz vergessen, ja ist dir das frische Verderben unsrer Brüder schon aus dem Gedächtnisse verschwunden, daß du auch uns Zurückgebliebene noch ins gleiche Todeslos hineinziehen willst?" Antigone wandte sich mit Kälte von ihrer furchtsamen Schwester ab. "Ich will dich gar nicht zur Helferin", sagte sie. "Ich gehe hin, den Bruder allein zu begraben. Wenn ich dies getan habe, sterbe ich mit Freuden und lege mich nieder neben dem, den ich im Leben geliebt habe!"

Bald darauf kam einer der Wächter mutlos und zögernden Schrittes vor den König Kreon. "Der Leichnam, den du uns zu bewahren gegeben, ist begraben", rief er dem Herrscher entgegen, "und der unbekannte Täter ist uns entkommen. Wir wissen auch nicht, wie es geschehen ist. Als der erste Tageswächter uns die Tat anzeigte, war es uns allen ein Bekümmernis. Nur ein dünner Staub lag auf dem Toten; nur so viel, als notwendig ist, wenn ein Begräbnis vor den Göttern der Unterwelt für ein solches gelten soll. Kein Hieb, kein Schaufelwurf zeigte sich, keine Wagenspuren gingen durch den Boden. Unter uns Wächtern entstand Streit darüber, jeder beschuldigte den andern, und am Ende kam es zu Schlägen. Zuletzt jedoch vereinigte man sich, dir, o König, den Vorgang auf der Stelle zu melden, und mich traf dieses unselige Los!" Kreon geriet auf diese Nachricht in großen Zorn; er bedrohte alle Wächter, sie lebendig aufhängen zu lassen, wenn sie ihm den Täter nicht unverzüglich in die Hände lieferten. Diese mußten auch auf seinen Befehl den Leichnam wieder von aller Erde entblößen und hielten nach wie vor Wache bei demselben. So saßen sie vom Morgen bis zum Mittage im heißesten Sonnenschein. Da erhub sich plötzlich ein Sturm, und der Luftkreis füllte sich mit Staub. Die Wächter besannen sich noch über das unerwartete Zeichen, als sie eine Jungfrau herankommen sahen, die so wehmütig klagte wie ein Vogel, der sein Nest ausgeleert findet. Sie hatte in der Hand einen ehernen Krug, den sie schnell mit Staub füllte, dann näherte sie sich mit Vorsicht der Leiche - denn die Wächter, um von der Nähe des nun schon so lang unbegraben daliegenden Leichnams nicht zu leiden, saßen ziemlich ferne auf einem Hügel - und spendete dem Toten, anstatt des Begräbnisses, einen dreifachen Aufguß von Erde. Da zögerten die Wächter nicht länger, sie eilten herbei, griffen sie und schleppten die auf der Tat selbst Ertappte vor den zürnenden Herrscher.

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