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Einst hatten die italienischen Städte in höchstem Grade jene Kraft entwickelt, welche die Stadt zum Staate macht. Es bedurfte nichts weiter, als dass sich diese Städte zu einer grossen Föderation verbündeten; ein Gedanke, der in Italien immer wiederkehrt, mag er im einzelnen bald mit diesen, bald mit jenen Formen bekleidet sein. In den Kämpfen des 12. und 13. Jahrhunderts kam es wirklich zu grossen, kriegerisch gewaltigen Städtebünden, und Sismondi (II, 174) glaubt, die Zeit der letzen Rüstungen des Lombardenbundes gegen Barbarossa (seit 1168) wäre wohl der Moment gewesen, da eine allgemeine italienische Föderation sich hätte bilden können. Aber die mächtigern Städte hatten bereits Charakterzüge entwickelt, welche dies unmöglich machten: sie erlaubten sich als Handelskonkurrenten die äussersten Mittel gegeneinander und drückten schwächere Nachbarstädte in rechtlose Abhängigkeit nieder; d. h. sie glaubten am Ende doch einzeln durchzukommen und des Ganzen nicht zu bedürfen und bereiteten den Boden vor für jede andere Gewaltherrschaft. Diese kam, als innere Kämpfe zwischen den Adelsparteien unter sich und mit den Bürgern die Sehnsucht nach einer festen Regierung weckten und die schon vorhandenen Soldtruppen jede Sache um Geld unterstützten, nachdem die einseitige Parteiregierung schon längst das allgemeine Bürgeraufgebot unbrauchbar zu finden gewohnt war1). Die Tyrannis verschlang die Freiheit der meisten Städte; hie und da vertrieb man sie, aber nur halb, oder nur auf kurze Zeit; sie kam immer wieder, weil die innern Bedingungen für sie vorhanden und die entgegenstrebenden Kräfte aufgebraucht waren.
Unter den Städten, welche ihre Unabhängigkeit bewahrten, sind zwei für die ganze Geschichte der Menschheit von höchster Bedeutung: Florenz, die Stadt der beständigen Bewegung, welche uns auch Kunde hinterlassen hat von allen Gedanken und Absichten der einzelnen und der Gesamtheit, die drei Jahrhunderte hindurch an dieser Bewegung teilnahmen; dann Venedig, die Stadt des scheinbaren Stillstandes und des politischen Schweigens. Es sind die stärksten Gegensätze, die sich denken lassen, und beide sind wiederum mit nichts auf der Welt zu vergleichen.
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