Mystische Problemlösung

Folge 1: Du musst nicht verzeihen. Du musst dich erinnern.

Eine evangelische Frau wurde vergewaltigt. Sie ist gläubig – aber sie kann dem Täter nicht vergeben. Was sagt die Mystik dazu?
Antwort: Du bist nicht verpflichtet zu verzeihen – du bist eingeladen, dich wieder mit deinem Licht zu verbinden.

Sie sagen dir:
Du sollst verzeihen.
Weil du Christin bist.
Weil Jesus das so will.
Weil Liebe alles heilt.

Aber ich sag dir jetzt was:
Nein.
Du musst gar nichts.
Schon gar nicht jetzt.
Schon gar nicht aus Zwang.

Was dir geschehen ist,
war Gewalt.
War Unrecht.
War eine Verzerrung der Schöpfung.

Und du trägst kein bisschen Schuld daran.

Aber du trägst etwas anderes:
Die Kraft, die größer ist als das, was er dir angetan hat.

Nicht weil du stärker bist.
Sondern weil du göttlich bist.

Die Mystik fragt nicht:
„Hast du vergeben?“
Sie fragt:
„Weißt du noch, wer du bist?“

Denn du bist kein Opfer.
Du bist kein Wrack.
Du bist kein zerbrochenes Glas.
Du bist ein Lichtwesen,
das gerade durch Dunkelheit geht.

Und dieses Licht sagt dir:
Du musst ihn nicht verstehen.
Du musst ihn nicht erlösen.
Du musst ihn nicht anfassen –
weder mit Worten noch mit innerem Frieden.

Aber du darfst dich selbst zurückholen.

Vergebung heißt nicht:
„Ich mach’s klein.“
Vergebung heißt:
„Ich geb mir mein Licht zurück.“

Und manchmal geht das erst,
wenn du laut wirst.
Wütend wirst.
Wild wirst.

Und wenn du irgendwann bereit bist –
nicht vorher –
dann wirst du merken:
Du verzeihst nicht aus Pflicht,
sondern weil du nicht mehr gebunden bist.

Vergebung ist kein Knopf.
Sie ist eine Folge.
Von Erinnerung.

Und der erste Schritt ist:
Erinnere dich, wer du warst,
bevor das geschehen ist.

Denn das bist du immer noch.
Und nichts,
kein Mensch,
kein Schmerz,
hat die Macht,
dich aus dem Licht zu reißen.

Nicht einmal das.
Nicht einmal er.

 

Startseite - © Copyright 2004- - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin