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Inzwischen hatte sich, (wie ich sagen hörte) der Soldat mit vieler Mühe endlich vom Boden aufgerafft, war mit einem von Schlägen aufgeschwollnen Kopfe in die Stadt zu seinen Cameraden gegangen, und hatte ihnen erzählt wie unvernünftig der Gärtner sich an ihm vergriffen habe. Diese machten gemeine Sache mit ihm, ruheten nicht bis sie entdeckten wo wir verborgen waren, und nahmen die Obrigkeit des Orts zu Hülfe. Es wird ein Stadtdiener abgeschickt, mit dem Befehl, daß alle Personen die im Hause sind, herausgehen sollen: sie gehen alle heraus aber da ist kein Gärtner zu sehen. Die Soldaten bestehen darauf, der Gärtner und sein Esel müßten im Hause seyn: jene versichern, es sey niemand mehr darin, weder Mensch noch Esel. Über dem Zusammenlauf und Geschrey, so dieser Sache wegen in dem Gäßchen sich erhebt, sticht mich unbesonnenen und naseweisen Esel der Vorwitz, zu wissen wer die Schreyer da unten sind, und ich strecke meine Ohren zu einem Ladenfensterchen hinaus und gucke auf die Gasse herab. Sobald mich die Soldaten sehen, erheben sie ein lautes Geschrey; die Leute im Hause werden über der Unwahrheit ertappt; die Obrigkeit geht hinein, läßt alles durchsuchen, findet meinen Herren in der Kiste, und schickt ihn ins Gefängniß, um von seiner Frevelthat Rechenschaft zu geben; ich aber werde herabgeschleppt und den Soldaten ausgeliefert. Das Gelächter wollte gar nicht aufhören, das beym Anblick des Zeugen aus dem Dachfenster entstand, der seinen eigenen Herrn so sinnreich verrathen hatte; und von dieser Zeit an wurde die Redensart »aus dem Herabschauen des Esels«1) zum Sprüchwort.

Wie es dem Gärtner, meinem Herrn, ergieng, weiß ich nicht; aber mich verkaufte der Soldat um fünf und zwanzig Attische Drachmen an den Koch eines sehr reichen Mannes aus Thessalonike, der größten Stadt in Macedonien. Dieser Mensch hatte einen Bruder zum Mitknecht, der die Kuchen- und Zuckerbeckerey2) zu besorgen hatte. Beyde Brüder lebten und wohnten beysammen, die Werkzeuge ihrer Kunst lagen immer unter einander, und nun wurde auch mir in der gemeinschaftlichen Wohnung mein Plätzchen angewiesen. Hieher trugen beyde die Überbleibsel von der Tafel ihres Herren zusammen, der Koch das Fleischwerk und die Fische, der andere alle Arten von Backwerk und Kuchen. So oft sie nun mit einander ins Bad giengen3) schlossen sie mich ein und ließen mich, zu meinem großen Troste, als Hüter aller dieser guten Sachen zurück. Nun gute Nacht Gerste! die hatte jetzt gute Ruhe vor mir; ich profitiere von den Künsten und Gewinsten meiner beyden Herren, und lasse mir die so lange entbehrte menschliche Kost ganz vortrefflich schmecken. Wie sie wiederkamen, merkten sie das erstemal nichts von meiner Näscherey; theils wegen großer Menge der vorhandenen Eßwaaren, theils weil ich noch mit einer gewissen Schüchternheit und Zurückhaltung genascht hatte. Da ich aber immer kühner wurde, und, im vollen Vertrauen auf ihre vermeynte Dummheit, die schönsten Stücke, auch von allem eine große Menge verschlang, und sie also nothwendig den Schaden gewahr werden mußten: hatte anfangs einer den andern im Verdacht, und beschuldigte den andern daß Er der Dieb sey, und einen Theil des gemeinschaftlichen Gutes zu seinem Vortheil heimlich unterschlage. Sie machten einander deßhalben ziemlich hitzige Vorwürfe, und, um auf den Grund zu kommen, gab jeder nun desto genauer Acht, und zählte alle Stücke. Ich meines Orts ließ mir inzwischen das wollüstige und delicate Leben wohl behagen; ich bekam einen glatten und glänzenden Balg davon, und wurde so schön als ich je gewesen war; so daß die beyden Ehrenmänner, wie sie sahen, daß ich von Tag zu Tag fetter wurde, und die Gerste doch nicht abnehme, sondern immer ihr erstes Maas behalte, endlich Argwohn gegen mich faßten. Um also hinter die Sache zu kommen, giengen sie wie gewöhnlich mit einander weg, als ob sie ins Bad gehen wollten, und schlossen die Thür ab; schlichen sich aber wieder sachte hinzu, und beobachteten durch eine Spalte in der Thür was passierte. Ich, dem kein Gedanke an eine solche Hinterlist kam, mache mich getrost und mit gewöhnlichem Appetit über ihre Vorräthe her, und führe tüchtig ein. Einen Esel eine solche Mahlzeit halten zu sehen, war etwas so neues und unglaubliches für sie, daß sie darüber lachen mußten; ja, es däuchte sie so lustig, daß sie die übrigen Bedienten zu diesem seltsamen Schauspiel herbeyriefen. Nun entstand ein so lautes Gelächter, daß es dem Hausherrn zu Ohren kam. Er fragte, was der Lerm da draussen bedeute, und was die Leute so zu lachen hätten? Wie er hörte was die Ursache sey, stand er von der Tafel auf, guckte ebenfalls durch die Spalte, und sah wie ich eben ein Stück schwarzes Wildpret hinunter schlang. Er brach in ein wieherndes Gelächter aus4) und stürzte in das Gewölbe herein. Mir war es äusserst verdrießlich, von dem Herrn des Hauses als ein Dieb und Näscher zugleich so auf frischer That ertappt zu werden. Aber er machte sich einen großen Spaß aus der Sache, und das erste war, daß er Befehl gab, mich auf der Stelle in seinen eigenen Speisesaal zu führen. Hierauf ließ er einen Tisch vor mich hinstellen, der mit allem besetzt wurde, was kein anderer Esel essen kann, allerley Fleischspeisen, Austern, Ragouts und Fischen, diesen in einer Lack-Soße, einen andern mit Senf übergossen. Ich, wie ich sah daß mich das Glück so freundlich anlachte, und da ich wohl begriff, daß mich nichts retten könne als dem gnädigen Herren seinen Spaß nicht zu verderben, stellte mich an den Tisch, und aß von allem wiewohl ich schon voll genug war. Inzwischen erschallte der Saal von unaufhörlichem Gelächter. Einer von den Gästen sagte wie er mich so arbeiten sah: ich wette dieser Esel trinkt auch Wein mit Wasser, wenn man ihm welchen giebt. Der Herr befahl, daß man mir Wein vorsetzen sollte, und ich trank.

Man kann sich leicht vorstellen, daß ich ein zu ausserordentliches Thier in seinen Augen war, um mich einem Hausofficianten zu lassen. Er befahl einem seiner Hausverwalter, dem, der mich gekauft hatte, das doppelte seiner Auslage auszuzahlen, und übergab mich einem seiner jungen Freygelassenen, mit dem Auftrag mich allerley Künste zu lehren, womit ich ihm die meiste Kurzweil machen könnte. Mein neuer Hofmeister hatte keine große Mühe mit mir, denn ich gehorchte ihm gleich in allem was er mich thun hieß. Das erste war, daß ich mich in der Stellung eines Menschen, der auf den Ellenbogen gestützt liegt, auf einen Sopha legen mußte. Hernach mußte ich mit ihm ringen und tanzen, gerade auf den Hinterfüßen stehen, mit nicken oder schütteln des Kopfes, auf das was man mich fragte, Ja oder Nein antworten, und eine Menge andere Dinge thun lernen, die ich auch ohne Lehrmeister hätte thun können. Wie natürlich, kam der Wunderesel, der Wein trinken, ringen und tanzen konnte, gar bald in einen großen Ruf; aber was den Leuten am unbegreiflichsten vorkam, war, daß ich auf die Fragen, die man an mich that, immer passend Ja oder Nein antwortete, und wenn ich trinken wollte, durch ein Zeichen, das ich dem Schenken zuwinkte, zu trinken verlangte. Da sie nicht wissen konnten daß ein Mensch in diesem Esel stecke, so wunderten sie sich über das alles als etwas ganz übernatürliches: ich hingegen machte mir ihre Unwissenheit zu nutz, um ein müßiges und wollüstiges Leben zu führen. Unter andern lernte ich auch einen Paß gehen, und so leicht und sanft laufen, daß mein Reiter kaum die Bewegung spürte, daher ich dann zuweilen die Ehre hatte, meinen Herrn selbst zu tragen. Ich hatte aber auch das prächtigste Sattel und Zeug, Decken von Purpur, einen mit Gold und Silber geschmückten Zaum, und ein Geschell, das die schönste Musik von der Welt machte, wenn ich gieng.

Menekles (so hieß unser Herr) war, wie ich schon gesagt habe, von Thessalonike, und in die Stadt, wo wir uns jetzt aufhielten, gekommen, um zu einer Art von Gladiatorischem Schauspiel, das er seiner Vaterstadt zu geben versprochen hatte, Anstalten zu machen. Die Fechter, die er dazu gebrauchen wollte, waren nun beysammen, und in gehöriger Verfassung, und die Zeit der Abreise kam. Wir giengen des Morgens früh ab, und so oft der Weg zu rauh zum fahren im Wagen war, trug ich unsern Herrn auf meinem Rücken. Als wir nun nach Thessalonike kamen, war kein Mensch in der Stadt, der nicht herbeygelaufen wäre, unsern Einzug5), und besonders meine Wenigkeit zu sehen; denn das Gerücht, wie vielerley Rollen ich spielen, und wie ich gleich einem Menschen ringen und tanzen könne, war schon aus der Ferne vor mir hergegangen.


  1. Nehmlich, jemand überweisen und verurtheilen. Das Sprüchwort wurde bey Gelegenheiten gebraucht, wo jemand um schlechter Ursachen willen vor Gericht gezogen, oder aus unbedeutenden Gründen verurtheilt wurde. Zurück
     
  2. Im Griech. meliphkta, weil die Griechen sich zu dergleichen Naschwerk des Honigs bedienten. Zurück
     
  3. Nehmlich, jedesmal wenn sie mit Zubereitung der Mahlzeit ihres Herren fertig waren, und nun auch an die ihrige gehen wollten, giengen sie vorher, nach Griechischer Sitte, Ins Bad. Zurück
     
  4. Wie leicht zu glauben ist, und wie der Text sagt. Massieu muß dieß nicht decent genug gefunden haben, denn er sagt gerade das Gegentheil: il garda son serieux. Warum sollte doch der gute Mann in seinem eigenen Hause über etwas wirklich lächerliches nicht so laut lachen dürfen als ihm beliebt? Zurück
     
  5. Es ist, däucht mich, aus dem ganzen Zusammenhang klar, daß Jea hier nicht das Gladiatorspiel selbst sey, wie Massieu, vom lateinischen Übersetzer verleitet, meynt; denn daß dieses erst einige Zeit hernach gegeben worden, sagt Lucius in der Folge ausdrücklich. Es kann also nichts anders als der Einzug des Menekles mit seinen Gladiatoren und übrigem Gefolge gemeynt seyn, der immer sehenswürdig genug war, um die Einwohner einer ziemlich großen Stadt, deren Erwartung schon gespannt war, auf die Straßen zu locken. Zurück

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Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

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