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Simone de Beauvoir zum 110. Geburtstag am 9. Januar 2018

Simone de Beauvoir
(Simone Lucie-Ernestine-Marie-Bertrand de Beauvoir)

geboren am 9. Januar 1908 in Paris - gestorben am 14. April 1986 in Paris

französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin

Überprüfte Zitate

"Aber wenn ich nichts weiter tue, als dieses höchste Gut zu verteidigen, (...) die Freiheit...dann wäre meine Leidenschaft nicht unnütz gewesen. Du hast mir nicht den Frieden gegeben; aber wollte ich Frieden? Du hast mir den Mut gegeben, für immer Angst und Gefahr auf mich zu nehmen, alle meine Verbrechen zu ertragen und auch die Gewissensbisse, die mich unaufhörlich zerreissen werden. Es gibt keinen anderen Weg." - Le sang des autres
"Die Abhängigkeit der Frau war in den besitzenden Klassen immer am ausgeprägtesten." - Das andere Geschlecht
"Die Sklavin des Mannes hält sich für ein Idol." - Das andere Geschlecht
"Frauen sind nur deshalb als Hexen verbrannt worden, weil sie schön waren." - Das andere Geschlecht
"Die Mutterschaft ist schließlich immer noch die geschickteste Art, Frauen zu Sklavinnen zu machen." - zitiert in: Das Eva-Prinzip, Seite 194
"Heiraten ist eine Pflicht, einen Liebhaber nehmen ein Luxus." - Das andere Geschlecht
"Im Adel und im Bürgertum wird die Frau aufgrund ihres Geschlechtes geknechtet: Sie führt ein parasitäres Dasein, sie ist wenig gebildet, und es bedarf außergewöhnlicher Umstände, damit sie irgendein konkretes Projekt entwerfen und verwirklichen kann." - Das andere Geschlecht
"Man hat der Frau die Rolle eines Parasiten zugewiesen: Jeder Parasit ist notwendigerweise ein Ausbeuter." - Das andere Geschlecht

Zugeschriebene Zitate

"Die christliche Ideologie hat nicht wenig zur Unterdrückung der Frau beigetragen." - zitiert in: kirchenkritik.de
"Optimismus spart Vorsicht."

1908
9. Januar: Simone Lucie Ernestine Marie Bertrand de Beauvoir wird in Paris als Tochter des Anwalts Georges de Beauvoir und der Bibliothekarin Françoise de Beauvoir geboren. Sie erhält eine streng katholische Erziehung.

1913-1925
Schulausbildung am katholischen Mädcheninstitut Cours Désir in Paris.
Abschluss Abitur.

1914
Beginn der engen Freundschaft mit Elizabeth Le Coin, geborene Mabille, genannt Zaza (1908-1929).

1925/26
Studium der Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und der Mathematik am Institut Catholique in Paris.

1926/27
Beginn des Philosophiestudiums an der Pariser Sorbonne.

1928/29
Diplomarbeit über den Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716).
Vorbereitung auf die agrégation (Lehrerlaubnis) an der Sorbonne und der Ecole Normale Supérieure (ENS).
Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly.

1929
Bekanntschaft mit Jean-Paul Sartre und Beginn ihrer Beziehung.
De Beauvoir besteht als Zweitbeste - hinter Sartre - die agrégation.
Tod ihrer Freundin Zaza.

1929-1931
Zwei Jahre begnügt sich de Beauvoir damit, Privatstunden zu geben und einer halben Lehrverpflichtung in Paris nachzugehen, um in der Nähe Sartres bleiben zu können.

1931/32
Erste volle Lehrverpflichtung als Philosophielehrerin in Marseille. Sartre ist im 800 Kilometer entfernten Le Havre angestellt. Da es für

Ehepaare im öffentlichen Dienst die Möglichkeit gibt, in räumlicher Nähe voneinander beschäftigt zu werden, bietet Sartre ihr die Heirat an. De Beauvoir lehnt dies aus Abneigung gegen die Ehe als "beschränkende Verbürgerlichung und institutionalisierte Einmischung des Staates in Privatangelegenheiten" ab. Sartre und de Beauvoir beschließen eine dauernde Verbindung, in der jeder seine Unabhängigkeit behalten und dem anderen ein völlig gleichberechtigter Partner sein soll.

1932-1936
Lehrerin in Rouen.
Auseinandersetzung mit der Phänomenologie Edmund Husserls (1858-1938).

1936-1943
Lehrerin in Paris, zuerst am Lycée Molière, dann am Camille Sée.

1940-1944
Während der deutschen Besatzungszeit bleibt sie in Paris.
Freundschaft mit Albert Camus, Bekanntschaft mit Jean Genet (1910-1986), Alberto Giacometti (1901-1966), Pablo Picasso und anderen Künstlern, mit denen sich Beauvoir und Sartre häufig in ihrem Stammcafé, dem Café Flore am Boulevard St. Germain-des- Prés treffen.

1941
Rückkehr Sartres aus der deutschen Kriegsgefangenschaft.
Gründung der Résistance-Gruppe "Socialisme et Liberté".
Tod ihres Vaters.

1943
Entlassung aus dem Schuldienst wegen "Verführung Minderjähriger", weil sie die Beziehung einer Schülerin zu einem spanischen Juden verteidigt.
Veröffentlichung von de Beauvoirs erstem Roman, "L'Invitée" (Sie kam und blieb). In dem vom Existentialismus geprägten Roman verarbeitet sie die Dreiecksbeziehung zwischen Sartre, ihr selbst und einer Frau aus der Zeit in Rouen.
De Beauvoir ist fortan als freie Schriftstellerin tätig.

1943/44
Programmgestalterin bei Radio Nationale.

1944
Veröffentlichung ihres ersten philosophischen Essays "Pyrrhus et Cinéas" (Pyrrhus und Cineas).

1945
Veröffentlichung des Romans "Le Sang des autres" (Das Blut der anderen), der sich mit Okkupation und Widerstand auseinandersetzt.
Beauvoirs einziges Drama, "Les Bouches inutiles" (Die unnützen Mäuler), das sich thematisch an "Le Sang des autres" anschließt, wird uraufgeführt.

ab 1945
Mitarbeiterin der von Sartre gegründeten politisch-literarischen Zeitschrift "Les Temps Modernes". In der Zeitschrift publiziert sie ihre philosophischen Aufsätze, die später auch einzeln veröffentlicht werden: "Pour une morale de l'ambiguité" (Für eine Moral der Doppelsinnigkeit), (veröffentlicht 1947), "L'Existentialisme et la sagesse des nations" (Der Existentialismus und die Volksweisheit), "L'Idéalisme morale et réalisme politique (Moralischer Idealismus und politischer Realismus), "L'oeil pour l'oeil (Auge um Auge) und "Littérature et Métaphysique" (Literatur und Metaphysik), die gesammelt 1948 unter dem Titel "L'Existentialisme et la sagesse des nations" veröffentlicht werden.

1946
Veröffentlichung des historischen Romans "Tous les Hommes sont mortels" (Alle Menschen sind sterblich), dessen Protagonist Fosca sich im 16. Jahrhundert für die Unsterblichkeit entscheidet, um all seine Pläne verwirklichen zu können.

1947
Erste Reise in die USA. Dort lernt sie den amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren (1909-1981) kennen und lieben.

1948
"L'Amérique au jour le jour" (Amerika - Tag und Nacht) berichtet in Form eines Reisetagebuchs von der Ankunft am 25. Januar 1947 bis zur Abfahrt am 20. Mai 1947 über ihre erste Reise in die USA.

1949
Nelson Algren kommt nach Paris.
Veröffentlichung der Schrift "Le Deuxième Sexe" (Das andere Geschlecht) mit dem berühmt gewordenen Satz "Man kommt nicht als Frau zur Welt, sondern wird dazu gemacht". Das Buch, das Thesen zur Selbstverwirklichung der Frau historisch-sozial begründet und radikale gesellschaftliche Veränderungen fordert, löst heftige Diskussionen aus. Es wird später zu einer Art Bibel der Neuen Frauenbewegung, obwohl sich de Beauvoir selbst nie ausdrücklich als Feministin bezeichnet.

1950
Reise in die USA. Dort verbringt sie zwei Monate mit Algren.

1951
Ende der Beziehung mit Nelson Algren.

1952
Beginn der Beziehung zu Claude Lanzmann (geb. 1925), Mitarbeiter und später Herausgeber der "Temps Modernes".

1954
Sie erhält den Prix Goncourt für "Les Mandarins" (Die Mandarins von Paris), einen Schlüsselroman über die französischen Linksintellektuellen um Sartre, in dem sie dem Existentialismus ein literarisches Denkmal setzt.
Beginn des Algerien-Krieges und ihrer Opposition gegen ihn.

1955
Veröffentlichung von "Privilèges" (Privilegien), einer Sammlung von Aufsätzen, die in "Les Temps Modernes" erschienen waren. Darin unter anderem: "Faut-il brûler Sade? (Soll man de Sade verbrennen?), eine Literaturkritik in Form der Mischung aus Psychoanalyse und Gesellschaftskritik, "La pensée de Droite, aujourd'hui" (Das Denken der Rechten, heute), der in der Darstellung des Hasses der Rechten auf den Kommunismus die Russland-freundliche Linke verteidigt und "Merleau-Ponty - et le Pseudo-Sartrisme" (Merleau- Ponty und der Pseudo-Sartre), der sich gegen den alten Freund und dessen Angriff auf Sartres "Ultrabolschewismus" richtet.
Mit Sartre Reisen nach Russland und China.

1957
Veröffentlichung von "La longue Marche" (China - das weitgesteckte Ziel), ein mit historischen, soziologischen und ökonomischen IInformationen sowie zahlreichen Statistiken bestückter Essay, in dem sie ihre Eindrücke aus der China-Reise des vergangenen Jahres darlegt.
Kampf für die algerische Unabhängigkeit.

1958
Trennung von Claude Lanzmann.

1958-1972
In ihren autobiographischen Schriften legt sie schonungslos offen Zeugnis ab über ihr Leben und Denken: "Mémoires d'une jeune fille rangée", 1958 (Memoiren einer Tochter aus gutem Hause), "La Force de l'âge", 1960 (In den besten Jahren), "La Force des choses",

1963 (Der Lauf der Dinge) und "Tout compte fait", 1972 (Alles in allem).

1959
"Brigitte Bardot and the Lolita Syndrome" (Brigitte Bardot - ein Symptom) wird in der Zeitschrift "Esquire" abgedruckt.

1960
Mit Sartre Reisen nach Brasilien und Kuba.
Kampagne zugunsten von Djamila Boupacha, einer Agentin der FNL (Front de Libération National/algerische Befreiungsfront), die von französischen Soldaten gefoltert und vergewaltigt worden war, um ein Geständnis zu erpressen.

1963
Krebstod ihrer Mutter. In "Une Mort très douce" (Ein sanfter Tod) von 1964 beschreibt de Beauvoir knapp, mit klinischer Genauigkeit,

das Leiden der Mutter, die unnachgiebige Lebensgier und die physische Auflösung der alten Frau.

1966
Veröffentlichung des Romans "Les Belles Images" (Die Welt der schönen Bilder), in dem sich de Beauvoir mit der wohlhabenden, "konsumversessenen" Pariser Gesellschaft der unmittelbaren Gegenwart auseinandersetzt.
Mit Sartre Reisen nach Moskau und Japan.

1967
Veröffentlichung von "La Femme rompue" (Eine gebrochene Frau), drei Erzählungen von Frauen über vierzig.
Reise in den Nahen Osten.
Mitglied des Russell-Tribunal gegen die Kriegsverbrechen in Vietnam.

1970
"La Vieillesse" (Das Alter), ein Essayband, der sich soziologisch und literarisch mit dem Altern auseinandersetzt, erscheint.

1971
De Beauvoir unterschreibt im Kampf um ein neues Abtreibungsgesetz in Frankreich zusammen mit anderen prominenten Frauen

eine öffentliche Erklärung "J'ai avorté" (Ich habe abgetrieben).

1974
Präsidentin der "Liga für Frauenrechte" in Frankreich.

1975
Preis von Jerusalem.

1978
Auszeichnung mit dem Großen österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.

1979
Herausgabe ihrer frühen, bisher unveröffentlichten Erzählungen "Quand prime le spirituel" (Marcelle, Chantal, Lisa...).

1980
Tod Jean-Paul Sartres.
Beauvoir adoptiert die Philosophielehrerin und langjährige Freundin Sylvie Le Bon (geb. 1942).

1981
"La Cérémonie des adieux, suivi de Entretiens avec Jean-Paul Sartre (août-septembre 1974) (Die Zeremonie des Abschieds und Gespräche mit Jean-Paul Sartre). In dem Buch berichtet sie mit schonungsloser Authentizität über die letzten Lebensjahre und das Siechtum Sartres.

1983
Herausgabe von Sartres Briefen unter dem Titel "Lettres au Castor et à quelques autres" (Briefe an Simone de Beauvoir und andere).
De Beauvoir übernimmt den Vorsitz in einer Kommission, die im Auftrag der Regierung eine "Kulturpolitik für die Frauen" entwerfen soll.
Alice Schwarzer veröffentlicht "Simone de Beauvoir heute", eine Sammlung von Interviews mit de Beauvoir aus den Jahren 1972-

1982.
Auszeichnung mit dem dänischen Sonning-Preis.

1986
14. April: Simone de Beauvoir stirbt in Paris.
Sie wird neben Jean-Paul Sartre auf dem Pariser Friedhof Montparnasse beigesetzt.

1990
Sylvie le Bon de Beauvoir gibt Simone de Beauvoirs Briefe an Sartre (Lettres à Sartre, 1930-1963) und ihr Kriegstagebuch (Journal de guerre, Septembre 1939-Janvier 1941) heraus.

1999
Ihre Adoptivtochter Sylvie Le Bon de Beauvoir gibt "Eine transatlantische Liebe. Briefe an Nelson Algren 1947-1964" heraus.

Quelle: https://www.hdg.de/lemo/biografie/simone-de-beauvoir.html

Simone de Beauvoir

Gallionsfigur der Frauenbewegung

Sie gilt als Mutter des Feminismus und Wegbereiterin für Frauenrechte - die französische Philosophin und Schriftstellerin Simone de Beauvoir.

Am 9.1.1908 als Tochter eines Anwalts und einer Bibliothekarin in Paris geboren, studierte Simone (Lucie Ernestine Marie Betrand) de Beauvoir Philosophie, Literatur und Mathematik. Das Philosophiestudium an der Sorbonne Universität in Paris schloss sie 1929 als Jahrgangszweite ab. Danach arbeitete sie als Lehrerin in Marseille, Rouen und Paris. Sie gehörte zu den ersten Philosophielehrerinnen Frankreichs.

Quelle: http://web.ard.de/galerie/content/nothumbs/default/94/html/105_749.html

Auch Männer sollten Simone de Beauvoir lesen

Die Mutter des Feminismus wäre an diesem Mittwoch 100 Jahre alt geworden. Schon zu Lebzeiten hat sie es geschafft, die Geisteswelt zu prägen. Bis heute wirken ihre Ideen nicht verstaubt. Ihre Definition von Liebe war offen und frei. Nicht nur für Frauen lohnt es sich, Beauvoirs Werk zu lesen.

Am 9. Januar 1908 wurde Simone Lucie-Ernestine-Marie-Bertrand de Beauvoir in ein bürgerliches Haus in Paris hineingeboren. Schon als Jugendliche empfand sie den sie umgebenden Konformismus als bedrückend. Gegen den Willen der Eltern begann sie - als erst neunte Frau - an der Sorbonne das Philosophie-Studium. Nur einer schloss besser ab als sie: Jean-Paul Sartre. Mit Sartre lebte sie lange in Hotels und führte eine offene, eher intellektuell geprägte Beziehung. Sie blieben bis zu seinem Tod im Jahr 1980 zusammen. Die existenzialistischen Romane brachten ihr Anerkennung. Berühmt machte sie das Standardwerk der Frauenbewegung "Das andere Geschlecht".

Zuletzt hat sie sogar das große Diskussionsthema der vergangenen Jahre vorweggenommen - das Alter: 1970 schreibt Simone de Beauvoir in einem Essay, der alte Mensch werde schon seit dem antiken Ägypten "unter Schablonen" begraben, unter den immergleichen Stereotypen des "Herbstes" oder "Winters" des Lebens. Als "eine Art Gegenbild" zu Jugend und reifem Erwachsenen werde der alte Mensch angesehen - nur, um ihn sich auf diese Weise umso gründlicher vom Leibe zu halten. "Man erkennt sich nicht in ihm."

Noch einmal zeigte die große französische Intellektuelle hier ihr feines Gespür für soziale Machtverhältnisse und gesellschaftliche Demütigungsstrategien. Denn vielleicht hat sich das Alter heute angesichts all der Tennis spielenden und Weimar unsicher machenden Senioren nach hinten verlagert. Doch wenn die jungen Alten schließlich doch zu "alten Alten" geworden sind: körperlich schwach, vielleicht pflegebedürftig, dann sieht man, wie wenig Beauvoirs Analyse ihre Diagnosekraft eingebüßt hat.

Plädoyer für die Liebe zum Menschen

Damit, wie soziale Gruppen zu Gegenbildern des mächtigen gesellschaftlichen Mainstreams aufgebaut werden, kannte sich Beauvoir aus. Sie hat sich ihr Leben lang daran abgearbeitet. Ihr Werk "Das andere Geschlecht" machte sie zur Mutter des modernen Feminismus. Sein Schlüsselsatz lautet: "Man wird nicht als Frau geboren, sondern wird es". Das sollte heißen: Die Kultur, die Gesellschaft, bestimmt darüber, wie Frauen - und Männer - sich verhalten, arbeiten, kleiden. Frau sein ergibt sich nicht einfach aus einer Natur, aus der Biologie des Weiblichen. Am erstaunlichsten ist, wann diese Einsichten formuliert wurden: 1949! Also vor der Pille, vor der sozialen Revolte von 1968, und damit auch lange vor der modernen Frauenbewegung, als deren Mentorin sie rückwirkend galt. Beauvoir plädierte für das Recht auf Abtreibung, als die noch gleichbedeutend mit Kindstötung war. Wenige Jahre zuvor stand sogar Empfängnisverhütung noch unter Strafe. Und während die Praktizierung männlicher Homosexualität illegal war und weibliche nicht weiter ernst genommen wurde, plädierte Beauvoir für eine Überschreitung aller herkömmlichen Einschränkungen. Das Ideal sei es, eine Frau genauso wie einen Mann lieben zu können, allein den individuellen Menschen: "ohne Furcht, ohne Zwang, ohne Verpflichtungen".

Pakt mit Jean-Paul Sartre

Beauvoir ging selbst mit gutem Beispiel voran. Ihr berühmter "Pakt" mit Jean-Paul Sartre verpflichtete beide nur zur Aufrichtigkeit - und Freiheit. Neben berühmten Affären wie mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren ("Der Mann mit dem goldenen Arm") pflegte Beauvoir auch unzählige Liebschaften mit Frauen. Man muss ihre Ideale nicht teilen, um trotzdem die ungeheure Kühnheit dieser Frau zu sehen, ihren für ihre Zeit ganz unwahrscheinlich freien Geist. Das "andere Geschlecht" übrigens landete auf dem Index des Vatikans. Dass guten Katholiken die Lektüre damit verboten war, änderte nichts an seinem ungeheuren Erfolg: Mehr als 20.000-mal verkaufte sich das Buch allein in der ersten Woche seines Erscheinens in Frankreich. Später wurde Beauvoir von sogenannten "Differenz-Feministinnen" kritisiert, die nach einem spezifisch weiblichen Fühlen und Denken suchten. Die bleibende Bedeutung Beauvoirs unterstrich in polemischer Absicht Eva Hermann: In ihrem Buch "Eva-Prinzip", um das es im vergangenen Jahr viel Lärm gab, bezeichnete sie Frauen, die meinten, sich "einzig durch Berufstätigkeit" einen Selbstwert geben zu können als "Enkelinnen Simone de Beauvoirs". So hart wie ihren Lebenspartner Sartre traf es Beauvoir nie: Der bezahlte seinen frühen Ruhm und lange Zeit überragenden Einfluss damit, dass er heute als recht überholt gilt. Von "Das andere Geschlecht" führt dagegen eine direkte Linie zu postmodernen Klassikern wie Judith Butlers "Unbehagen der Geschlechter".

Sie war Schriftstellerin und Philosophin

Amerikanische Wissenschaftlerinnen arbeiteten in jüngerer Vergangenheit auch fruchtbare philosophische Unterschiede zwischen Beauvoir und Sartre heraus. Der frühe Sartre setzt die Freiheit des Menschen absolut - als immer bestehende Möglichkeit, seiner Situation einen neuen Sinn zu geben. Simone de Beauvoir dagegen hob bereits in den 40er-Jahren die praktischen Bedingungen von Freiheit hervor. In Unterdrückungssituationen sei Freiheit eine rein abstrakte Möglichkeit. Sowenig man den Feminismus Beauvoirs leugnen sollte, so falsch wäre es denn auch andererseits, sie darauf zu reduzieren. Sie war auch Feministin, nicht nur. Die Romane und Erzählungen, die autobiografischen Schriften und philosophischen Essays der großen Französin sind nicht allein auf die eine Botschaft der Gleichberechtigung der Geschlechter zu reduzieren. Wenn ein Kölner Verlag jetzt zu ihrem hundertsten Geburtstag einen Band mit Gesprächen zwischen Beauvoir und Alice Schwarzer als "Gipfeltreffen" anpreist, ist das entsprechend irritierend. Schließlich ist die "Emma"-Herausgeberin bisher nicht gerade als Schriftstellerin und Philosophin aufgefallen.

Beauvoir dagegen war beides. Ihre literarischen Texte sind reflektionsgesättigt. "Sie hatte endlich gewählt. Sie hatte sich gewählt." So lautet das Ende von "Sie kam und sie blieb". Das existenzialistische Vokabular wirkt heute charmant verstaubt. Die Geschichte, die erzählt wird, ist dagegen erstaunlich modern und fesselnd. Es ist die eines Paares, das sich als völlig frei versteht und dessen Liebe dann durch eine hartnäckig auftretende dritte Person bedroht wird. Die "Wahl" der weiblichen Hauptfigur, von der am Ende die Rede ist, besteht darin, den Gashahn aufzudrehen, um die Rivalin auszuschalten. Vor allem die"Aufrichtigkeit", von der im Existenzialismus so viel und missverständlich die Rede ist, führt in ihren literarischen Texten zu wunderbaren Resultaten: grandios die ebenso boshaften wie selbst entlarvenden inneren Monologe. Schlicht "Monolog" ist der Titel eines besonders gelungenen Beispiels in dem Erzählungsband "Eine gebrochene Frau". Nicht vorstellbar, dass es Zeiten geben könnte, in denen Beauvoirs "Memoiren einer Tochter aus gutem Hause" einmal nicht mehr inspirierend wirken könnten auf nachdenkliche Leute jeglichen Alters. Frauen natürlich, aber auch Männer.

Quelle: http://www.welt.de/kultur/article1522329/Auch_Maenner_sollten_Simone_de_Beauvoir_lesen.html

Simone de Beauvoir lebt
SIBYLLE HAMANN (Die Presse)

... und sie ist jung wie eh und je. Man muss sie bloß lesen.

Heute hätte Simone de Beauvoir Geburtstag. Den hundertsten. Aus den Würdigungen ist viel Ehrfurcht herauszulesen. Man hat sie in die Galerie der großen Philosophen eingereiht, in die illustre Runde jener wenigen Menschen, die die Welt allein dadurch veränderten, dass sie nachgedacht, ihre Gedanken aufgeschrieben und andere zum Denken gebracht haben. Simone de Beauvoir ist heute ein Klassiker. (Eine Klassikerin? Eine klasse Frau? Beides.)

In Zeiten einhelliger posthumer Ehrerbietung muss man dran erinnern, dass die allermeisten Klassiker zu ihrer Zeit keine Klassiker waren, sondern Provokateure. Und dass man Frauen das Ansinnen, das althergebrachte Denken auf den Kopf zu stellen, stets noch ein bisschen übler nimmt als Männern. Als „Das andere Geschlecht” erschien, im Jahr 1949, war Simone de Beauvoir 41 Jahre alt. Sie wurde in Paris auf der Straße angepöbelt und im Kaffehaus beschimpft. Eine Männerfresserin sei sie, ein Brechmittel. „Ein armes Geschöpf, neurotisch, verschmäht, enttäuscht, enterbt, ein Mannweib, unbefriedigt, neidisch, eine mit Minderwertigkeitskomplexen behaftete, von Ressentiments zerfleischte Tante”, erinnerte sie sich später an die Anfeindungen.

Das Paris des Jahres 1949 fühlt sich im Jahr 2008 weit weg an, von der Hutmode bis zur Politik und Populärkultur. Umso seltsamer, wie vertraut und zeitgeistig der Tonfall dieser Schmähungen klingt. Was sind die Lieblingsattribute, mit denen man „die Feministin“ heute belegt? Sexbesessen und frigide; unmoralisch und verklemmt; egoistisch-materialistisch und eifernd-missionarisch; an maßloser Selbstüberschätzung und an maßlosem Selbsthass leidend – meistens alles gleichzeitig, so widersprüchlich das im logischen Detail auch sein mag.

Das Unerhörte, das Allerunerhörteste an einer Frau wie Simone de Beauvoir war allerdings, dass all diese Vokabel meilenweit an ihr vorbeizielten. Sie war, within sichtbar, eine so intellektuelle wie lebenspralle Frau, die sich sowohl an der Arbeit als auch an Menschen berauschte, stets angetrieben von unendlicher Neugierde auf die Welt. Von Ressentiment, von Frust war da keine Spur. Sie war eine kühle Denkerin, mutig, nüchtern und gelassen, präzise im Beobachten und Formulieren, doch stets mit der notwendigen Selbstdistanz.

Wahrscheinlich ist es genau das, was für gestandene Mannsbilder am schwersten zu ertragen ist: Zu ahnen, dass eine feministische Weltsicht keine Verirrung ist, die einer persönlichen Kränkung oder einer Hormonaufwallung entspringt. Dass man sie weder als herzige Koketterie abtun kann, noch als verzweifeltes Haschen um ein bisschen männliche Aufmerksamkeit. Sondern dass sie womöglich das Ergebnis von logischem Denken ist, von Erfahrung, Empirie und Analyse. „Einen Wutausbruch, den Aufschrei einer verwundeten Seele hätten sie mit gerührter Herablassung aufgenommen”, schrieb de Beauvoir über die Männer. „Sie verzeihen mir aber meine Objektivität nicht.” Dieser Klarsicht ist wenig hinzuzufügen. Wie den siebenhundert eng bedruckten Seiten, die den Titel „Das andere Geschlecht“ tragen. Bis heute nicht.

Sibylle Hamann ist Journalistin in Wien.

Quelle: http://diepresse.com/home/meinung/quergeschrieben/sibyllehamann/352103/index.do

Heute wäre Simone de Beauvoir 100 Jahre alt geworden

Vor 100 Jahren wurde die Philosophin und Schriftstellerin Simone de Beauvoir geboren. Aus diesem Anlass sind zahlreiche neue Biographien erschienen.

Als Tochter aus gutem Hause studierte Simone de Beauvoir (1908 - 1986) an der Sorbonne Philosophie und lernte dabei Jean-Paul Sartre kennen. Beide gingen ab 1943 in den politischen Widerstand und nahmen ab 1945 wichtige Positionen im Existenzialismus ein. Mit ihrem Standardwerk "Das andere Geschlecht" schrieb Simone de Beauvoir das wichtigste Werk der Frauenbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg. Simone de Beauvoir nahm im Interview aus dem Jahr 1979 unter anderem zu Themen wie Empfängnisverhütung, Abtreibung und der Entstehung der modernen Frauenbewegung Stellung.

Simone de Beauvoirs Bücher sind auf Deutsch im Rowohlt Verlag erschienen.

Neuerscheinungen (Auswahl):

Barbara Brüning: "Simone de Beauvoir. Der Tod ist der Stachel des Lebens" (Militzke Verlag)

Ingeborg Gleichauf: "Sein wie keine andere. Simone de Beauvoir, Schriftstellerin und Philosophin" (dtv, Reihe Hanser)

Susanne Nadolny (Hrsg.): "Simone de Beauvoir. "Ich will vom Leben alles". Ein Lesebuch." (Edition Ebersbach)

Monika Pelz: "Simone de Beauvoir" (Suhrkamp Verlag)

Hazel Rowley: "tête-à-tête. Leben und Lieben von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre" (Parthas Verlag)

Hans-Martin Schönherr-Mann: "Simone de Beauvoir und das andere Geschlecht" (dtv)

Alice Schwarzer: "Simone de Beauvoir. Weggefährtinnen im Gespräch" (Kiepenheuer & Witsch)

Alice Schwarzer: "Simone de Beauvoir. Ein Lesebuch mit Bildern" (Rowohlt Verlag)

Quelle: http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=177626

 

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